Christoph Ruhrmann – Kandidat für den Stadtrat Delitzsch

Müll, illegale Müllablagen und Vandalismus in Delitzsch

Delitzsch hat ein Müllproblem. Delitzsch hat ein Sauberkeitsproblem. Und Delitzsch hat ein Vandalismusproblem.

Und das ist nichts Besonderes, alle Städte haben diese Probleme. Nur die Ausprägung ist in jeder Stadt eine andere, und genau diese Ausprägung haben die Städte selbst in der Hand.

„Wer Planungsvorhaben beschleunigen will, der darf nicht an der Demokratie sparen. Er muss mehr beteiligen, er muss früher beteiligen, er muss besser beteiligen, als es bislang die Regel ist.”

JÖRG SOMMER
Sozialwissenschaftler und Direktor des Berlin Institut für Partizipation

Müll, vergesellschaftet.

Ich hatte das Vergnügen, als nerviger Bürger bei der letzten öffentlichen Stadtratssitzung der Stadt Delitzsch zugegen zu sein. Aus dem Stadtrat kam die Frage bezüglich eines Wegfalls von Mülleimern auf einem Weg nahe des Werbeliner Sees. Der sehr geehrte OBM Dr. Wilde, äusserte sich diesbezüglich, dass er keinen Sinn darin sähe, den Müll irgendwelcher Leute zu „vergesellschaften” – was er wahrscheinlich damit meinte, ist der Fakt, dass die Bereitstellung und die Entleerung von Mülleimern und Papierkörben die Kommune Geld kostet. Er ist mit dieser Einstellung nicht alleine, andere Städte haben hier wichtige Infrastruktur ebenso zurückgebaut, auch das aus offensichtlichen Kostengründen. Und das klappt auf dem Papier erstmal gut, im realen Leben so gut wie überhaupt nicht.

Eigentlich ist es ganz einfach: Müll in Papierkörben der Stadt ist „vergesellschaftet“. Müll ausserhalb dieser Papierkörbe, sobald er die Böden unserer Stadt berührt, ist es aber ganz klar auch: „vergesellschaftet“. Und das meist mit einem größeren Aufwand und einem größeren Schaden für die Kommune. Natürlich entsorgt in einer idealen Welt, jeder seinen Müll selbst, bewahrt seine Kippen, seine vollgerotzten Papiertaschentücher, irgendwelche Umverpackungen oder Getränkedosen oder auch die Kackbeutel seiner Hunde, wenn er draussen ist, so lange auf, bis er sie seinem eigenen privaten Müll zuführen kann. Nur leben wir nicht in einer idealen Welt und der Mensch an sich ist erst mal ein äußerst bequemes Tierchen. Das also ist ein Problem, dass sich nicht mit Ignoranz und auch nicht mit erhobenem Zeigefinger lösen lässt.

Und so nervig, wie das im Rathaus vielleicht wirken wird: Man muss den Leuten das „Gutsein“ so einfach wie möglich machen. Heißt für Delitzsch: Wege zu finden, mit denen wir den Bürgern Delitzsch einen guten und bequemen Weg anbieten zu können, ihren „Wegemüll“ einfach und geordnet (also sauber in einer sauberen Stadt) loszuwerden. Klar, mehr Mülleimer sind teurer im Einkauf, in der Montage und auch in der Entleerung wie in der Wartung Aber natürlich sind die hier gewählten Papierkörbe auch recht klein. Man wird am Wochenende auf der Eilenburger und auf der Breiten Straße  keinen Papierkorb finden, der nicht überfüllt ist.  Der erste stellt in einem unbeobachteten Moment etwas daneben auf die Straße, dem zweiten fällt es schon viel leichter, seinen Müll auf die Straße zu legen, wie da ja eh schon etwas liegt.

Wir reden hier nicht von diesen Leuten, die meinen, Ihren Sperrmüll im Grünen abladen zu müssen, das ist noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Das sind die Leute, denen man das „Schlechtsein“ so schwierig wie möglich machen muss. Hier muss ein Bußgeld so dermaßen hoch sein, dass man sich einen solchen (zudem ja auch völlig unnötigen) Mist, nicht dreimal, sondern 10 mal überlegt. Hier sollte das Erwischt-Werden schlicht finanziell existenzbedrohend sein.

Natürlich sind Müllsammelaktionen wie die von Nick Hartwig organisierte eine tolle Sache und ein leuchtendes Vorbild in Sachen Bürger-Engagement. Eine Stadtverwaltung sollte diese aber nicht „einplanen“.

Nach genau den gleichen Mechanismen kann man übrigens dem Vandalismus-Problem begegnen: ungepflegte, unsaubere Gebäude und Anlagen sind deutlich vandalismus-anfälliger als saubere Gebäude und Anlagen – das ist kein Überwachungsproblem, sondern in erster Linie eine Sache der Hemmschwelle. Aufgrund von Vandalismus den Kopf in den Sand zu stecken und solche Objekte nicht akkurat und vor allen Dingen zeitnah wieder in Schuss zu bringen ist also ziemlich das Dümmste, was man machen kann.

Wenn wir eine saubere Stadt haben wollen, müssen wir das als Stadtgesellschaft, gemeinsam mit Verwaltung und Bürgerschaft leben und vorleben. So entstehen glaubhafte Werte. Ein bisschen Entrüstung reicht da leider nicht.

Beide Probleme  komplett in den Griff kriegen werden wir nie: Das liegt in der Natur der Sache. Aber wir können das in großen Teilen hinkriegen. Das wäre doch gelacht, wenn nicht.